Titelfoto: Sebastian Schels
Das aus vier Wohngebäuden bestehende Maximilians Quartier liegt in Schmargendorf, einem Ortsteil im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Seine Erschaffer – die Architekten von Modersohn & Freiesleben – betonen, dass das urtümliche Bedürfnis des Menschen nach einer Behausung, die nicht nur Wohnraum, sondern ein Zuhause, eine eigene individuelle Welt ist, in heutiger Zeit oft unerfüllt bleibt. Sie weisen darauf hin, dass sich die Menschen ihre Häuser nicht mehr selbst bauen, stattdessen wird Wohnraum „produziert“. Ein unsentimentaler, technischer Prozess, der von Produktionsbedingungen, von Zeit- und Kostendruck dominiert wird und zu Rationalisierung sowie zu wirtschaftlichen Bauweisen führt. Sie möchten daher Gebäude errichten in denen das individuelle Leben, Wohlbefinden, Schönheit und Komfort – kurz gesagt, das Glück der Bewohner wieder einen Platz findet.
Die Ergebnisse liegen direkt vor unseren Augen. Spätestens in den großen Wohnsiedlungen der 1960er Jahre wurden diese Mängel virulent: eine Architektur, die die Menschen entfremdet hat und in der niemand bleiben möchte. Die überall auf der Welt gleich aussieht. Natürlich sagen einige, dass dies perfekt zur mobilen, globalisierten Gesellschaft unseres Zeitalters passt. Doch die Mutation des Menschen zum digitalisierten, mobilen, globalisierten Wesen wird wohl noch einige Zeit dauern. Im Moment fühlt sich der Mensch eher entwurzelt. Das Recht auf einen Ort, den man Zuhause nennt, bleibt – obwohl vom anonymen Wohnungsbau mit aller Macht mit Füßen getreten – vorerst ein unantastbares Menschenrecht.
Doch was haben diese Überlegungen von Modersohn & Freiesleben mit dem Wohnkomplex Maximilians Quartier zu tun? Seit dem Aufkommen der Postmoderne haben Architekten immer versucht, die Mängel der mechanisierten, sprachlosen Moderne durch Narrative und Variationen abzumildern. Es ist ein harter Kampf mit den normativen Kräften, die den Wohnungsbau im festen Griff zu haben scheinen.
Selbstverständlich unterliegt auch das Maximilians Quartier diesen fast ausschließlich wirtschaftlichen Zwängen. Gefordert ist größtmögliche Verdichtung, die nach einer Ökonomisierung der Planungs- und Bauverfahren sowie leicht zu vermarktenden und zu verwaltenden serienmäßigen Wohnungen mit Standardgrundrissen verlangt. Und das scheinbar unvermeidliche Ergebnis? In heutiger Zeit sind Viertel mit stereotypen Wohnblocks zum Standard geworden.
Die vier von Modersohn & Freiesleben entworfenen Gebäude entkommen der durch den Masterplan vorgegebenen Schematisierung indem ein funktionaler sowie ästhetischer Mehrwert für den Bewohner geschaffen wird. Das Vertrauen des Bauherrn trug ebenfalls dazu bei, dass es möglich war, Gebäude von dieser Qualität zu entwerfen.
Dies beginnt mit der Entwicklung des Grundrisses, bei der Erschließung der Geschosse. Die zentralen Korridore der Wohnblocks C3 und D2 sind keine langen Röhren mit einer scheinbar endlosen Reihe von Türen. Vielmehr wurden sie in zwei kleinere Abschnitte unterteilt, die von einem dazwischen liegenden Aufzug getrennt werden. In den Blocks C4 und D1, die bis zu 26 Meter tief sind, wurde die Länge der Korridore durch Versätze reduziert. Darüber hinaus verbessert die leicht trapezförmige Form der entlang der Norden-Süd-Achse ausgerichteten Blocks C4 und D1 ihre Ausrichtung zur Sonne. In den entlang der Ost-West-Achse ausgerichteten Blocks gibt es pro Etage nur zwei Wohnungen, die nach Norden ausgerichtet sind, doch profitieren auch diese durch ein nach Osten oder Westen zeigendes Eckzimmer mit Balkon von der Sonneneinstrahlung.
In Kontrast zu den benachbarten Wohnblocks mit ihren streng kubischen Wohnungen in modernistischer Tradition haben die Architekten differenziertere Baukörper entworfen. Die Dächer erinnern mit ihrer Giebelform an Satteldächer von Einfamilienhäusern. Die Kontur der Dachlinie ist leicht aus dem Lot geraten, und hier und da wurde eine Ecke auf Wunsch des Wohnungseigentümers zu einer Dachpergola umgestaltet. Dem Auge wird auch in den Details ein Mehrwert geboten, die Benutzer profitieren z. B. in den Vestibülen von optisch ansprechenden Materialien, Wandgestaltungen und Angeboten wie Sitzbänken. Die Eingangstüren stammen nicht aus einem Katalog, sondern wurden individuell gestaltet. Tür- und Fensterlaibungen werden durch Keramikziegel akzentuiert.
So ist überall zu spüren, dass im höchstmöglichem Maße auf die Bedürfnisse der Benutzer eingegangen wurde. Sie leben in einer Umgebung, die mehr bietet als nur Unterkunft in einem standardisierten Wohnraum.
Name des Projektes: Maximilians Quartier |
Architektur, Interieur: Modersohn & Freiesleben Architekten Partnerschaft |
Landschaftsarchitektur: Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten PartG mbB |
Bauherr: Groth u-invest Achtzehnte GmbH & Co. Maximilians Quartier KG |
Fotografie: Sebastian Schels |
Planungsjahr: 2016 - 2019 |
Ausführungsjahr: Fertigstellung 05.2020 |
Gebäudegröße: BGF 20.800 m2 |
Stockwerke: 6 - 8 geschossig |
Grundstücksgröße: 8.020 m² |
Gebäudewert: Gesamtkosten (ohne Grundstück) 38.765.000 € |
Galerie