* Titelfoto: Dipl.-Ing. Architekt Jan Hormann
Ein Haus für kleine Baumeister
Mitten im Grünen, im Herzen eines neugestalteten Parkareals, lädt das Bauspielhaus St. Pauli Kinder ein, ihre handwerklichen Fähigkeiten zu entdecken und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Der neue Standort mit seinem weitläufigen Außenbereich wurde im Rahmen der Umgestaltung eines Grünzugs geschaffen und bietet den perfekten Ort zum Spielen und Lernen. Das von Dipl.-Ing. Architekt Jan Hormann geplante Projekt wurde im Sommer 2023 fertiggestellt.
Einbindung der Nutzer
Von Anfang an standen die zukünftigen Nutzer im Mittelpunkt der Planung. Bereits in der Entwurfsphase wurden nicht nur politische Gremien einbezogen, sondern auch die Ideen der Kinder des Stadtteils gesammelt. In vom Betreiber des Bauspielhauses organisierten Workshops brachten sie ihre Visionen durch Zeichnungen und Modelle ein. Durch dieses Engagement stellte sich heraus, dass die Architektursprache sowohl Kinder als auch Parkbesucher ansprechen muss. Die architektonische Lösung: ein Gebäude mit klarer Anlehnung an klassische Satteldachhäuser, das als identitätsstiftendes Element im Park fungiert.
Perfekte Integration in die Parklandschaft
Der Außenbereich fügt sich mit seiner durchdachten Umhausung harmonisch in die Umgebung ein. Ein organisch verlaufender Zaun windet sich zwischen dem Baumbestand und ist mit abwechslungsreichen Elementen gestaltet: Lärchenholzverkleidungen, integrierte Betonsockel als Sitzflächen und Pflanzkästen sowie mehrere Tore, die den Außenbereich des Bauspielhauses mit dem Park verbinden und dabei die Grenze zwischen öffentlichem und halböffentlichem Raum fließend erlebbar machen.
Flexibel nutzbare Räume
Der Grundriss des Bauspielhauses ist offen, einladend und flexibel gestaltet. Ein zentraler Eingangsbereich mit Garderobe und Sanitärbereich fungiert als Dreh- und Angelpunkt zwischen Gemeinschaftsraum und Werkstatt. Barrierefrei verbindet er den Vorplatz mit dem rückseitigen Außenbereich.
Das Gebäude verfügt auch über einen praktischen Multifunktionsraum, der vielseitig genutzt werden kann: als zusätzlicher Spielraum für Kinder oder als Büroerweiterung für Gespräche und Konferenzen. Das Büro selbst ist strategisch so positioniert, dass es einen Blick auf den Vorplatz ermöglicht. Dadurch können die Erwachsenen die Aktivitäten der Kleinen beobachten.
Terrassentüren in jedem Raum schaffen im Verbund mit den barrierefreien Eingängen eine nahtlose Verbindung zwischen Innen- und Außenbereich. Über dem Eingangsbereich befindet sich noch ein besonderes Raumangebot für Kinder – der „Heuboden“. Dieser überdachte, offene Giebelraum regt die Fantasie an und kann als Versteck- und Kommunikationsort genutzt werden.
Nachhaltigkeit und Langlebigkeit
Die tragende Konstruktion aus Massivholz (Brettsperrholz) bietet nicht nur ökologische Vorteile, sondern erfüllt auch die Anforderungen einer langlebigen und nachhaltigen Kinderwerkstatt. Das Brettsperrholz verleiht dem Baukörper Robustheit, ohne den Komfort einzuschränken. Die konsequente und sichtbare Verwendung des natürlichen Werkstoffs Holz sorgt für ein behagliches Raumklima, das sich positiv auf das Spielen und Lernen auswirkt.
Die vorgefertigten Brettsperrholzelemente wurden direkt vom Hersteller zur Baustelle geliefert und in wenigen Tagen montiert. Die vorgehängte Dämmung wurde vor Ort angebracht. Diese Kombination ermöglichte eine hohe Flexibilität bei der Herstellung der Anschlussdetails.
Regionales Holz für die Fassade
Die Fassade setzt auf regionale Ressourcen: Die sägerauen, unbehandelten Lärchenbretter stammen aus der Bezirksförsterei Hamburg Altona. Dort wurden die Bretter im eigenen kleinen Sägewerk mit Holz aus dem bezirkseigenen Forst produziert. Da bereits in einer frühen Planungsphase entschieden wurde, das Gebäude in eine Holzfassade zu hüllen, konnten die entsprechenden Bäume frühzeitig gefällt und gesägt werden. Dadurch konnten die Bretter lange genug trocknen, um bei einer optimalen Restfeuchte verarbeitet zu werden. Die Bretter wurden nach Vergabe der Holzbauarbeiten durch die beauftragte Firma auf ihre Qualität geprüft und montiert. Die Fassade ist eine klassische hinterlüftete Vorhangfassade, die dem Gebäude seinen charakteristischen Look verleiht.
Ein Vorzeigeprojekt für nachhaltige Architektur
Das Bauspielhaus St. Pauli verbindet Funktionalität, Nachhaltigkeit und ansprechendes Design auf vorbildliche Weise. Es schafft einen inspirierenden Raum für Kinder, in dem sie ihre handwerklichen Fähigkeiten entdecken und entwickeln können – mitten im Herzen eines lebendigen Parks.
Projekt: |
Architektur: Dipl.-Ing. Architekt Jan Hormann |
Bauherr: Bezirksamt Hamburg Altona |
Bauleiter: Dipl.-Ing. Architekt Gilbert Moedebeck |
Fotografie: Dipl.-Ing. Architekt Jan Hormann |
Auszeichnungen:
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Auftragnehmer: |
Tragwerkplanung: GS-Ingenieure Germer & PetersenIngenieurpartnerschaft für das Bauwesen mbB Hagenstraße 16, 23843 Bad Oldesloe www.gs-statik.de |
Bautischler: Müller Tischlerei GmbH & Co. KGwww.mueller-tischlerei.de |
Holzlieferant: Stora Ensowww.storaenso.com/de-de |
Metallbau: Arthur Ludwig Stahl- und Leichtmetallbau GmbHwww.ludwig-metall.de |
Pläne (Pläne: Dipl.-Ing. Architekt Jan Hormann)
Galerie (Fotos: Dipl.-Ing. Architekt Jan Hormann)