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    Ein neues Kapitel für das historische Rathaus Brühl | JSWD Architekten

    Das denkmalgeschützte Rathaus am Steinweg wurde saniert und erhielt mit dem Erweiterungsbau eine zeitgemäße Ergänzung, die sich behutsam in die historische Umgebung einfügt. Der Neubau greift die Kubatur des Altbaus auf, entwickelt daraus jedoch eine eigenständige, moderne Formensprache. Mit hellen Ziegelflächen, gestaffelten Baukörpern und fein abgestimmten Öffnungen entsteht ein Ensemble, das Tradition respektiert und gleichzeitig Zukunft sichtbar macht.

    Titelfoto: © Taufik Kenan

    Ein neues Gesicht für Rathaus und Janshof

    Inmitten der historischen Altstadt Brühls ist ein Bauwerk entstanden, das den Respekt vor der Vergangenheit mit dem Anspruch an die Zukunft verbindet. Der vom Kölner Architekturbüro JSWD geplante Neubau am Steinweg schließt unmittelbar an das denkmalgeschützte Rathaus an und setzt zugleich als monolithischer Bau, der bis ins Giebeldach mit hellem Klinker verkleidet ist, einen selbstbewussten städtebaulichen Akzent. Versetzt angeordnete Baukörper, ineinandergreifende Satteldächer und durchbrochene Fassadenflächen verleihen dem Erweiterungsbau eine erstaunliche Leichtigkeit. Wo zuvor ein Anbau aus den 1960er-Jahren stand, zeigt sich nun ein Bau, der sowohl die Altstadtstrukturen fortschreibt als auch neue Qualitäten schafft.

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    Luftbild des Erweiterungsbaus mit der Bibliothek.
    Foto © Schmitz.Reichard GmbH

    Der rückwärtige Janshof, der lange Zeit als Parkplatz genutzt wurde, wird durch das Projekt zu einem gestalteten Stadtplatz. Hier soll ein Ort entstehen, der zum lebendigen Bestandteil des öffentlichen Lebens wird.

    Die Wettbewerbsaufgabe: Tradition und Zukunft vereinen

    Der Wettbewerb stellte komplexe Anforderungen: Das historische Rathaus am Steinweg sollte denkmalgerecht saniert, erweitert und in ein modernes, bürgerfreundliches Haus verwandelt werden. Zudem sollte ein Erweiterungsbau als Ersatz für einen Anbau aus den 1960er Jahren geschaffen werden. Ebenso wichtig war es, den Janshof aufzuwerten und als Teil der Innenstadtentwicklung neu zu definieren. Besonders herausfordernd war die Schnittstelle zwischen Alt- und Neubau: Einerseits sollte der Respekt vor der historischen Substanz gewahrt bleiben, andererseits brauchte es eine kraftvolle Geste, die die Gegenwart sichtbar macht.

    Der Wettbewerbsbeitrag des Kölner Architekturbüros JSWD wurde für die Stadt Brühl von der Schmitz.Reichard GmbH gesteuert. Darüber hinaus übernahm schmitz.reichard die Betreuung der notwendigen VgV-Verfahren sowie das Inbetriebnahmemanagement für den Erweiterungsbau im Zentrum der Brühler Innenstadt.

    Während die historische Front des Rathauses weiterhin den Marktplatz prägt, richtet die Erweiterung mit der Stadtbibliothek ihren Blick auf den Steinweg und den Janshof. Hier entfaltet der Neubau seine repräsentative Wirkung und setzt ein bewusstes Signal, dass Rathaus und Stadtbibliothek nicht nur institutionelle Orte, sondern zentrale Anlaufpunkte für die Bürgerschaft sind.

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    Als besondere Herausforderung galt der Anschluss an den Altbau und dessen denkmalgerechte Sanierung.
    Foto © Taufik Kenan

    Architektonisches Konzept: Fortschreibung eines Denkmals

    Der Neubau von JSWD nimmt die Kubatur des Bestands auf und entwickelt daraus ein eigenständiges Volumen aus drei ineinandergreifenden Baukörpern. Diese Konstellation greift das Spiel differenzierter Stadträume der Altstadt auf und führt es fort, indem sie die Eingänge Markt, Steinweg und Janshof im Erdgeschoss des Rathauses zusammentreffen lässt. So entsteht eine neue räumliche Mitte, die sich wie selbstverständlich in die gewachsene Struktur der Altstadt fügt.

    Die Materialwahl unterstreicht diesen Dialog: Sandfarbener, geschlämmter Ziegel bedeckt sowohl Fassaden als auch Dächer, wodurch der Neubau seine kubische Kraft entfaltet. Großzügige Einschnitte markieren die Eingänge, Lochfassaden rhythmisieren die Büroetagen, und ein filterartiges Mauerwerk schirmt die Bibliothek ab. Die giebelständige Ansicht des gestaffelten Kopfbaues orientiert sich an den Proportionen der altstädtischen Gassn, die den Janshof anbindet, und schafft so eine architektonische Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

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    Die Auslassungen im Klinker verleihen dem ergänzenden Neubau eine besondere Leichtigkeit. 
    Foto © Franco Casaccia / JSWD

    Grundrissorganisation

    Das Herzstück der Erweiterung ist die Stadtbibliothek, die über ein großzügiges Foyer erschlossen wird. Hier empfängt eine elegante, mit Echtholz furnierte Theke die Besucherinnen und Besucher. Sie bündelt Bürgerservice und Tourismusinformation in einem zentralen Anlaufpunkt und kann außerhalb der Betriebszeiten durch einen filigranen Metallvorhang geschlossen werden. Die Planung und Umsetzung der Stadtbibliothek und des Foyers lagen bei UKW Innenarchitekten aus Krefeld, die das Projekt bis zur Ausführung begleiteten.

    Die Grundrissorganisation folgt einem flexiblen Konzept: Trauzimmer, Multifunktionssaal, Servicezentrum und Bibliothek sind so angelegt, dass sie unabhängig voneinander funktionieren können. Unterschiedliche Besucherfrequenzen und Öffnungszeiten lassen sich dadurch mühelos koordinieren. Gleichzeitig entstehen Synergieeffekte durch die räumliche Nähe und die Verknüpfung unterschiedlicher Funktionen. Die Orientierung wird durch eine einfache und klare Wegeführung erleichtert.

    Die Bibliothek selbst ist themenbezogen auf mehrere Geschosse verteilt. Das Konzept trägt den unterschiedlichen akustischen Anforderungen und räumlichen Bezügen Rechnung. Im ersten Obergeschoss befindet sich die zentrale Informationstheke, während im Untergeschoss die Kinderbibliothek liegt. Diese ist mit einigen begehbaren, farbig gestalteten Einbaumöbeln ausgestattet, die Spiel- und Leseorte zugleich sind. Tageslicht fällt hier durch den angrenzenden Lesehof, der als ruhiger Außenraum die Aufenthaltsqualität deutlich steigert.

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    Die Bibliothek im Erweiterungsbau ist themenbezogen auf mehrere Geschosse verteilt.
    Foto © Franco Casaccia / JSWD

    Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit

    Von Beginn an war klar: Das neue Rathaus sollte nicht nur ästhetisch überzeugen, sondern auch hohen energetischen und funktionalen Anforderungen gerecht werden. So wurde bei der Sanierung des Rathauses darauf geachtet, Barrierefreiheit herzustellen und dabei möglichst viel historische Substanz zu erhalten.

    Die Energieversorgung erfolgt über ein Blockheizkraftwerk, das effizient Wärme und Strom bereitstellt. Die Fenster mit Dreifachverglasung und außenliegendem Sonnenschutz sind so angeordnet, dass sie eine hohe Tageslichtausbeute ermöglichen. Hinzu kommt die thermische Bauteilaktivierung. Im Verbund reduzieren diese Maßnahmen den Energiebedarf erheblich.

    Der Janshof als neuer Stadtplatz

    Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Neugestaltung des Janshofs. Aus einem funktionalen Parkplatz entsteht ein vielseitiger Stadtraum mit hoher Aufenthaltsqualität. Die heutige funktionale Gliederung der Flächen weicht einem durchgängigen, barrierefreien Pflasterbelag, der den Platz flexibel bespielbar macht, sei es für Märkte, Feste oder kulturelle Veranstaltungen.

    Die Gestaltung reduziert sich bewusst auf wenige, klare Elemente. Dadurch entsteht Übersicht und Transparenz inmitten der heterogenen Randbebauung. Die Trennung zwischen Fahr- und Fußverkehr wird aufgehoben; alle Verkehrsteilnehmer bewegen sich gleichberechtigt. Das Ergebnis: niedrigere Fahrgeschwindigkeiten, mehr Sicherheit und eine insgesamt entspanntere Atmosphäre.

    Die nördliche, dem Rathaus zugewandte Platzseite bleibt autofrei und eignet sich ideal für Außengastronomie. Im Süden entstehen zehn reguläre und zehn barrierefreie Stellplätze, die von einem locker gesetzten Baumhain beschattet werden.

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    Schwarzplan, M 1:5000 (Quelle. JSWD)

    Perspektiven: Vom Hinterhof zur repräsentativen Adresse

    Mit der baulichen Nachverdichtung verliert der Janshof den Charakter des zufällig entstandenen Hinterhofes und entwickelt sich zu einem repräsentativen, urbanen Raum. Introvertierte Rückzugsbereiche und offene Freiflächen ergänzen sich zu einem Gefüge, das gleichermaßen funktional wie atmosphärisch ist.

    So entsteht nicht nur ein barrierefreies, energieeffizientes Rathaus mit Bibliothek, sondern ein Ensemble, das die Stadtentwicklung Brühls nachhaltig prägt. Was einst ein Parkplatz war, ist nun ein identitätsstiftender Ort: ein Platz mit urbaner Qualität, ein neuer Treffpunkt, eine Adresse mit Charakter.

    Projektdaten Rathaus Brühl:

    Name des Projekts: Erweiterung Rathaus Brühl und Neugestaltung des Janshofs
    Standort: Steinweg 1, 50321 Brühl
    Verfahren: Realisierungswettbewerb mit anschließendem VOF-Verfahren 2017
    Inbetriebnahme: November 2023
    Auftraggeberin, Bauherrin: Stadt Brühl
    Architektur: JSWD Architekten GmbH & Co. KG
    Raumprogramm: Büroflächen, Bürgerberatung, Veranstaltungsflächen, Standesamt, Bibliothek BGF ca. 5.200 m²

    Galerie

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    Das historische Rathaus erstrahlt nach seiner denkmalgerechten Sanierung in neuem Glanz.
    Foto © Franco Casaccia / JSWD
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    Gelungene Verbindung von historischer Substanz und moderner Einrichtung: der Ratssaal im Altbau.
    Foto © Christa Lachenmaier
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    Treppenhaus im Altbau
    Foto © Franco Casaccia / JSWD
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    Der Erweiterungsbau beherbergt die Stadtbibliothek, die über das neue Foyer erschlossen wird.
    Foto © Taufik Kenan
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    Die Kinderbibliothek im Untergeschoss wird vom natürlich belichteten Lesehof flankiert.
    Foto © Christa Lachenmaier
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    Die Komposition aus versetzt stehenden Baukörpern und ineinander verzahnten Satteldächern fügt sich behutsam in das Stadtbild ein.
    Foto © Franco Casaccia / JSWD
    Autor: Daibau Magazin

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